Unter dem Titel “ Gauguin- unexpected“ findet zur Zeit eine umfassende Retrospektive des französischen Künstlers statt. (Bis 19. Jänner 2025)
Etwa 80 Leihgaben aus internationalen Museen und berühmten Privatsammlungen sind zu sehen.
Im Vordergrund der Ausstellung steht die künstlerische Entwicklung, welche anhand seiner Malerei, Grafiken (Holzschnitte) und Skulpturen (Holzschnitzereien, Keramiken) gezeigt wird. Anfangs entstehen seine Bilder im Stil des späten Impressionismus. Es genügte ihm nicht nach der Natur zu malen. „Die Kunst liegt in der Abstraktion“, schrieb er an einen Freund. Er entfernte sich immer mehr von den Impressionisten und Synthetisten und entwickelte seinen ganz eigenen farbenfrohen, fast plakatartigen Stil. Bekannt wurde er dann vor allem mit seinen Tahiti-Bildern.
Paul Gauguin wurde im Revolutionsjahr 1848 geboren, kurz danach ging es mit seiner Schwester und seinen Eltern nach Peru zu mütterlichen Verwandten. Auf der Überfahrt starb sein Vater an einem Herzinfarkt. Etwa mit 6 Jahren kehrte die Mutter mit ihren Kindern zurück nach Frankreich. Als junger Bursch ging Paul zur Handelsmarine und danach zur Kriegsmarine. Währenddessen verstarb seine Mutter und ein Freund der Familie Gustave Arosa, ein reicher Unternehmer, Kunstliebhaber und -sammler übernahm die Vormundschaft für Paul. Er erhielt einen guten Posten in einer Bank und wurde mit der neuesten Kunst vertraut. Auch heiratete er eine Dänin Mette-Sophie Gad und bekam insgesamt 5 Kinder mit ihr. Der Börsenkrach lässt ihn arbeitslos werden, er entscheidet sich für die Kunst und wird Maler.
Eine Sehnsucht treibt ihn: die Suche nach einem von aller Zivilisation unberührten „verlorenen Paradies“ und hofft, es in der Südsee zu finden. Enttäuscht, weil dem nicht so ist, zieht er sich immer mehr zurück, erkrankt schwer und stirbt 1903 auf Hiva Oa.
In einem seiner letzten Briefe schrieb er: „…Das Publikum schuldet mir weiter keinen Dank, da mein malerisches Werk nur relativ gut ist, aber die Maler, die heute von dieser Freiheit profitieren, haben mir zu danken.“
Und in der Tat: nach Gauguin war alles möglich.
Empfehlen möchte ich das Buch von der Schriftstellerin und Kunsthistorikerin Sue Prideaux „Wild Thing: A Life of Paul Gauguin“, Verlag Faber & Faber, 28,78 €.
Ausstellungskatalog Gauguin- unexpected um 39 €
Kunstforum Wien, Freyung 8, 1010