Gedicht: Joseph Beuys

Beim Versuch meinen Schreibtisch von der Unordnung zu befreien, entdeckte ich ein Blatt Papier mit folgenden Zeilen:

Lass dich fallen. Lerne Schlangen zu beobachten.

Pflanze unmögliche Gärten.

Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein.

Mache kleine Zeichen, die „ja“sagen und verteile sie überall in deinem Haus.

Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.

Freue dich auf Träume. Weine bei Kinofilmen.

Schaukle so hoch wie du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht.

Pflege verschiedene Stimmungen, verweigere dich,“verantwortlich zu sein“ – tu es aus Liebe!

Mache eine Menge Nickerchen.

Gib Geld weiter. Mach es jetzt. Das Geld wird folgen.

Glaube an Zauberei, lache eine Menge. Bade im Mondschein.

Träume wilde, phantasievolle Träume. Zeichne auf die Wände. Lies jeden Tag.

Stell dir vor, du wärst verzaubert.

Kichere mit Kindern. Höre alten Leuten zu.

Öffne dich. Tauche ein. Sei frei. Lass die Angst fallen, spiele mit allem.

Unterhalte das Kind in dir. Du bist unschuldig.

Baue eine Burg aus Decken. Werde nass.

Umarme Bäume. Schreibe Liebesbriefe.

 

Joseph Beuys